Wir leben in einer Welt, die komplexer wird – und in der Umweltschutz und Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle spielen. Das macht Entscheidungen, ob beruflich oder privat, zunehmend anspruchsvoller.
In diesem Kontext dienen Umweltsiegel und Zertifikate als Wegweiser bei der Auswahl von Produkten und Services. Doch es gibt viele von ihnen: Wir erläutern, worauf Sie achten sollten, um nachhaltige Entscheidungen zu treffen.
Die Bedeutung von Nachhaltigkeits- bzw. Umweltsiegeln
Nachhaltigkeitssiegel oder -label weisen auf Produkte oder Leistungen hin, deren Anspruch auf Nachhaltigkeit im Hinblick auf bestimmte Umwelt- oder soziale Kriterien geprüft wurde. Ist solch eine Prüfung bestanden, wird das Siegel vergeben. Damit bieten Umweltlabel eine hilfreiche Orientierung beim Kauf bzw. der Beschaffung von Produkten – denn in der Regel ist einem Produkt nicht anzusehen, wie nachhaltig es ist.
Ein Siegel schafft Vertrauen; und Unternehmen, deren Produkte sich mit einem Siegel schmücken dürfen, genießen einen guten Ruf. Wenn sie sich zertifizieren lassen, signalisieren sie damit ihr Engagement für Nachhaltigkeit und können sie zugleich nachweisen.
Die wichtigsten Verbrauchersiegel
Für Verbraucher – und das sind nicht nur Privatpersonen, sondern auch Organisationen und deren Entscheider – sind u.a. diese Siegel ein Garant für Nachhaltigkeit:
- Der Blaue Engel: das Umweltzeichen des deutschen Bundesumweltministeriums. Für jede Produktgruppe von Hygienepapier bis zu Omnibussen werden eigene Kriterien definiert, die erfüllt werden müssen.
- Das EU-Ecolabel (EU-Umweltblume): Das europäische Umweltzeichen zeichnet Produkte oder Services aus, die die bezogen auf die gesamte Lebensdauer geringere Umweltauswirkungen haben als der Marktdurchschnitt.
- Der Grüne Knopf: ein staatliches Label für nachhaltige Textilien. Unternehmen müssen soziale und ökologische Anforderungen und Verpflichtungen im Betrieb, aber auch über die gesamte Lieferkette hinweg erfüllen.
- Cradle to Cradlec: ein Zertifikat für konsequente Kreislaufwirtschaft. Dabei werden die Materialgesundheit, Luftreinhaltung und Umweltschutz, Wasser- und Bodenschutz sowie soziale Fairness bewertet.
Vertrauenswürdige Umweltsiegel erkennen
Ob ein Umweltlabel vertrauenswürdig ist, lässt sich z.B. an folgenden Kriterien überprüfen:
- Es ist transparent, wer das Gütesiegel vergibt: Es muss von einer unabhängigen Stelle vergeben werden und nicht etwa vom Unternehmen selbst. Dazu gehören neben dem Staat auch vertrauenswürdige Zertifizierungsorganisationen wie Ecocert, bluesign oder Cradle to Cradle.
- Sie können die Vergabekriterien für ein Siegel einsehen oder prüfen – in der Regel im Internet auf den Websites der Zertifizierer.
- Zertifizierungen müssen erneuert werden, sind also nur begrenzt gültig – ein Blauer Engel z.B. 3 bis 5 Jahre. Die Gültigkeitsdauer oder das Vergabejahr sollten ersichtlich sein.
- Die Aussage über die zertifizierte Produkteigenschaft ist eindeutig und spezifisch – z.B. „Recyclingpapier – zu 100 % aus Altpapier aus Kartonagen“.
Darüber hinaus gibt es Webseiten, die sich speziell den verschiedenen Umweltsiegeln widmen, darunter www.siegelklarheit.de.
Widersprüche und Risiken von Umweltlabeln
Siegel sind dafür gedacht, Orientierung zu schaffen, sie können aber auch für Verwirrung sorgen: So kursieren in der EU etwa 230 Umweltzeichen. Vergeben werden sie von Staaten, unabhängigen Organisationen und Verbänden, aber auch von Unternehmen selbst. Um hier mehr Transparenz und Vergleichbarkeit zu schaffen, tritt eine neue EU-Gesetzgebung gegen Greenwashing in Kraft: Sie soll dafür sorgen, dass gern benutzte und positive Begriffe wie „umweltfreundlich“, „nachhaltig“ oder „CO2-neutral“ mit harten Fakten bewiesen und Produkte von unabhängiger Stelle zertifiziert werden müssen.
Ein Grund für die Verwirrung liegt aber auch in der Sache selbst: Nachhaltigkeit ist ein komplexes Thema – es umfasst unter anderem den Schutz der Umwelt, den Energie- und Ressourcenverbrauch, den Kampf gegen Emissionen wie Treibhausgase, soziale Aspekte wie faire Bezahlung und gute Arbeitsbedingungen, den Schutz von Gewässern oder Geschlechtergerechtigkeit. Wie umfassend dieser Anspruch ist, zeigen nicht zuletzt die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele, an denen sich zahlreiche Unternehmen bei ihren Umweltaktivitäten orientieren.
Umweltsiegel: die richtige Auswahl treffen
Umweltsiegel, auch offizielle, können sich angesichts dieser Komplexität nicht der Gesamtheit aller möglichen Themen widmen; sie greifen i.d.R. nur bestimmte relevante Punkte heraus – zum Beispiel den Verzicht auf schädliche Chemikalien, die Materialauswahl, die Möglichkeit des Recyclings und andere. Ein Zertifikat, das den Verzicht auf schädliche Chemikalien belegt, gibt also nicht zwangsläufig Auskunft über gute Arbeitsbedingungen bei dessen Herstellung.
Um so wichtiger ist es, die unterschiedlichen Siegel und Zertifikate zu hinterfragen, zu verstehen – und Produkte zu nutzen, die offiziell ausgezeichnet bzw. zertifiziert wurden.
Offizielle Umweltsiegel und Nachhaltigkeitszertifikate liefern entscheidende und konkrete Hinweise – und Sie entscheiden, ob die Punkte, die ein Siegel abdeckt, mit Ihren eigenen Kriterien bzw. den Umweltzielen Ihrer Organisation übereinstimmen.